Die 15. Ausgabe der in Kassel stattfindende Weltkunstschau documenta zu Ende gegangen. Begleitet wurde die Veranstaltung von einer erbitterten Debatte über den in unterschiedlichen Kunstwerken ausgedrückten Antisemitismus. Vorwürfe gegen das Kurator*innenkollektiv ruangrupa, aber auch gegen andere eingeladene Kollektive, sowie Mitglieder des Artistic Teams waren schon zu Beginn des Jahres – vor allem wegen ihrer Nähe zur antisemitischen Boykott-Bewegung BDS – laut geworden. Nachdem die documenta fifteen lange von allen Seiten gegen vermeintliche „Vorverurteilungen“ verteidigt und die „Freiheit der Kunst“ beschworen wurde, konnten Besucher*innen in Kassel dann zahlreiche Werke mit zum Teil offen antisemitischer Bildsprache bewundern.
Trotz zahlreicher Dialoginitiativen und gegensätzlicher Beteuerungen vonseiten der documenta-Macher*innen, ließ sich über die 100 Tage, die die Ausstellung in Kassel residierte, keine nennenswerte Bereitschaft erkennen, sich mit Antisemitismus auseinanderzusetzen – ganz im Gegenteil: Kritik wurde mit dem Vorwurf der Zensur gar des Rassismus beantwortet.
documenta fifteen: Rücktritt und Gastprofessur
Und auch die Leitung der documenta gGmbH, konnte sich nicht dazu durchringen, zu Handeln. Selbst die vom eigens dafür eingesetzten wissenschaftlichen Beirat erhobene Forderung, beispielsweise die Ausstrahlung palästinensischer Propagandafilme zu stoppen, blieb ohne Folgen. Letztendlich zeigt die diesjährige documenta, wie stark die BDS-Bewegung in der Kunst- und Kulturbranche verankert ist und dass Antisemitismus auch unter denen, die sich für besonders aufgeklärt und sensibel halten, weit verbreitet ist.
Im Kern ist das nichts Neues und die Auseinandersetzungen dieses Sommers sind solche, die schon lange geführt werden. Sie sind jetzt nur auf der ganz großen Bühne angekommen. Wie nun bekannt wurde, treten zwei Mitglieder der ruangrupa, Reza Afisina und Iswanto Hartono, eine bereits im Januar ausgehandelte und vom DAAD geförderte Gastprofessur an der Hamburger Kunsthochschule an.